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Seegeschichten vom Altmühlsee Folge 6

"Kapitänin, Piratenchefin, Stimmungsoffizierin"

Wenn sich morgens der Nebel über dem Altmühlsee lichtet und erste
Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche glitzern lassen, ist Phoebe Preiß meist
schon an Bord. Dann steht sie auf dem Deck der MS Altmühlsee, die von
Freundinnen liebevoll „Betty“ genannt wird, und blickt über das noch stille
Wasser. Ein Moment der Ruhe – bevor sie sich wieder in eine ihrer
zahlreichen Rollen begibt.


Denn Preiß ist nicht nur Kapitänin. Sie ist Dirigentin eines besonderen See-
Erlebnisses, bei dem sich Schifffahrt, Theater, Naturdoku und
Kinderabenteuer zu einer Stunde kleinen Glücks verbinden. Wenn sie
loslegt, wird Betty zur Bühne: Für Familien, die in der Kinderpiratenfahrt auf
Schatzsuche gehen. Für Verliebte, die auf dem Sonnendeck ein Ja-Wort
zwischen Reihern und Wellen flüstern. Für alle, die einfach mal aussteigen
wollen – ohne weit weg zu müssen.


Dass Preiß diesen Kurs einmal einschlägt, war nicht geplant. Oder doch?
Zufall glaubt sie nicht. Sie sei „aus dem Nichts“ auf ein Segelschiff
gegangen, sagt sie – irgendwo auf den Kanaren, einfach so, weil sie Lust auf
das große Draußen hatte. Zurück in Deutschland machte sie dann einen
Schein nach dem anderen, mit dem klaren Ziel: eines Tages Betty
übernehmen. Heute steht sie am Steuer, navigiert durch Wing- und
Kitesurfer, durch Sonnenuntergänge und gelegentliche Hochnebelfelder –
und begrüßt ihre Gäste nicht vom Band, sondern mit Witz und Haltung.


„Bei uns ist alles Handarbeit“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Gemeint
ist nicht nur die Technik – die gute alte Mechanik der Betty – sondern das
gesamte Konzept. Wer hier mitfährt, bekommt keinen Service von der
Stange. Sondern eine Fahrt mit Charakter. Das Servicepersonal ist zugleich
Matrose, Barkeeperin, Entertainer. Und Preiß? Schlüpft zwischen den
Anlegestellen in Schlungenhof, Muhr am See und Wald in immer neue
Rollen – von der souveränen Schiffsführerin zur Piratenkapitänin, von der
Erzählerin zur Naturführerin.


Dass es vor allem Touristen sind, die diese Erfahrung suchen, findet sie
schade. Denn auch Einheimischen, sagt sie, täte der Perspektivwechsel gut.
„Man sieht den See anders, wenn man vom Wasser aus schaut.“ Und
vielleicht sieht man auch sich selbst anders, wenn man sich für eine Stunde
treiben lässt.


Für den Podcast Seegeschichten hat sie ihre Erlebnisse geteilt. Vom
schönsten Ja-Wort an Bord, das am Ufer spontan Applaus bekam. Von der
Vogelinsel, an die man nur mit Respekt heranfahren darf. Und vom
Lieblingsgetränk an Bord – Aperol Spritz, mit Blick auf den
Sonnenuntergang. „Das ist Urlaub direkt vor der Haustür“, sagt sie. Und
lächelt so, als hätte sie das Meer immer noch in den Augen.

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