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Seegeschichten vom Altmühlsee Folge 5

"Vogelgeflüster am Altmühlsee"

Gespräch mit Martina Widuch über die Vogelinsel am Altmühlsee


Martina Widuch braucht keine Motivationscoaches. Ein Blick aus dem Fenster
reicht. Da ist er: der Altmühlsee. Ein bisschen schimmernd, ein bisschen
geheimnisvoll – und immer umgeben von Gezwitscher, Gekreisch und,
wenn’s gut läuft, einem Seeadler auf Fernsicht.


Widuch leitet die Umweltstation des LBV am See. Wer jetzt an
Biologieunterricht mit Laminiertafel denkt, liegt falsch. Es ist ein Ort, an dem
Naturbildung lebendig wird – mit Fledermaus-Schifffahrten, Biberführungen
und Kondorträumen. Und mit einer Gastgeberin, die zwischen Artenvielfalt
und Andentango ihr ganz eigenes Gleichgewicht gefunden hat.


„Seen gibt’s viele, aber unsere Vogelinsel gibt’s nur hier“, sagt sie. Und das
mit einem Ernst, der keinen Zweifel lässt. Für sie ist das rund 125 Hektar große
Naturschutzgebiet kein Nice-to-have zwischen Bootsverleih und Eisdiele,
sondern Herzstück eines fragilen Gleichgewichts. Denn wo Wassersport,
Gastronomie und Naturschutz aufeinandertreffen, braucht es
Fingerspitzengefühl – und manchmal auch klare Worte.


Dass sich nicht alle Besucher an die Regeln halten, kommt vor. Aber die
meisten eben doch. „Manche muss man einfach nur mal freundlich drauf
hinweisen“, sagt sie. Andere etwas deutlicher. Und wenn’s gar nicht anders
geht, kommt auch mal die Polizei. Natur braucht eben Rücksicht. Und klare
Grenzen – nicht nur zwischen Schilf und Sandstrand.


Doch Widuch wäre nicht Widuch, wenn sie sich in Verbotsschildern verlieren
würde. Lieber erzählt sie von Lieblingsplätzen – etwa der kleinen Brücke bei
der Biberburg. Von stillen Morgenstunden, an denen sich Küken durch die
Uferwiese wuseln. Oder von Störchen, die neuerdings gleich hier überwintern,
statt sich den Schnabel im Süden zu wärmen. „Es verändert sich was“, sagt
sie. „Und es ist gut, hinzuschauen.“


Apropos hinschauen: Der seltene Kuhreiher hat sich vor kurzem angesiedelt.
„Der war vorher nicht da – und dann gleich mit Jungvögeln“, erzählt sie. Ob
Klimawandel oder Glücksfall – sicher ist: Wer mit offenen Augen durch die
Natur geht, sieht mehr. Und wer noch Zeit mitbringt, vielleicht sogar einen
Andenkondor. In Gedanken zumindest.


Martina Widuch ist Biologin, aber keine im Elfenbeinturm. Ihre Diplomarbeit
schrieb sie einst über indische Panzernashörner, ins Seenland kam sie durch
Zufall. Oder sagen wir: durch einen Storch in Elternzeit. Heute ist sie seit 16
Jahren da – geblieben, gewachsen, verwurzelt.


Und wer mit ihr spricht, merkt schnell: Diese Frau brennt – für die Natur, die
Vögel, für Bildung, für jedes Kind, das beim ersten Blick durchs Fernglas einen
kleinen „Wow“-Moment hat.
„Wenn die Leute hier was erleben – und später daheim was ändern – dann
war’s gut“, sagt sie. Manchmal reicht’s schon, beim Einkaufen an die Tiere zu
denken. Oder einfach mal wieder richtig hinzuschauen.


Martina Widuchs Fazit? Bescheiden, wie sie ist: „Ich hoffe, die Vogelinsel ist
auch in zehn Jahren noch da – und genauso schön wie jetzt.“ Man wünscht
es ihr. Und dem See gleich mit.

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